Wer hätte das gedacht, dass man sowas mal über einen Van Damme-Streifen schreiben würde… Aber JCVD ist einfach ein künstlerisch hochwertiger Film, der Anspruch und Tiefgang besitzt. Auch, wenn es eine halbbiografische Inszenierung ist, so ist der Mix aus Reality-TV und Drama perfekt gelungen und bietet nicht nur für Van Damme-Fans gute Unterhaltung.
Früher habe ich jeden Van Damme-Film gesehen. Sei es Bloodsport, Geballte Ladung, Universal Soldier oder auch Street Fighter. Doch mit der Zeit verlor ich das Interesse, weil die Filme meiner Meinung nach immer schlechter und einfach langweilig wurden. Als ich von JCVD hörte und das der Film das Leben von Van Damme Revue passieren lässt und auch selbstironisch sein sollte, wuchs mein Interesse wieder. Ich kann jetzt schon vorab sagen, dass JCVD auf ganzer Linie zu überzeugen weiß und gerade weil es kein Actionfilm ist, sondern Elemente von einem Thriller, einer Komödie und nicht unerheblich die eines Dramas verinnerlicht. So sehe ich meinen Held aus Kindertagen in einem ganz neuen Licht.
Das Drehbuch ist sehr intelligent aufgebaut und bietet so eine perfekte Grundlage für diesen Film. Erzählt wird die Story wie Van Damme für ein paar Tage nach Belgien reist, um sich etwas zu erholen, da er gerade den Sorgerechtsstreit um seine Tochter zu verlieren droht. Nebenbei bekommt der Zuschauer mit, wie die Planungen für seine neuen Filmprojekte aussehen. In Brüssel will er nur schnell Geld bei der Post abholen, als er unfreiwillig in einen Überfall der selbigen gerät. Wie es der Zufall so will, verdächtigt die Polizei Van Damme des Überfalls. In diesem ganzen äußeren Chaos offenbart Van Damme schließlich in einem 7-minütigen Monolog seine innersten Gedanken direkt in die Kamera und dem Zuschauer, dass einem beinah die Tränen kommen – und das wegen Van Damme! Der Einsatz von Rückblenden, Zeitsprüngen und die Darstellung mancher Szenen aus verschiedenen Blickwinkel sorgen für ein gewisses Niveau des Films. Auch die Optik, bedingt durch den Einsatz von Lichtfiltern, ist sehr ansprechend und hat nichts von einer Low-Budget-Produktion. Der Regisseur Mabrouk El Mechri schaffte es mit einer intelligenten Story ein Portrait von einem Actionheld früherer Jahre zu erstellen ohne daraus eine bloße Dokumentation werden zu lassen. So kann Van Damme, glänzend unterstützt von der restlichen Crew, sein schauspielerisches Talent zeigen und gleichzeitig ehrlich und authentisch sein.
Der Mut zu diesem Schritt so einen Film über sich zu machen bzw. machen zu lassen verdient viel Respekt. Denn, wenn man sich so offen zeigt, macht es einen auch angreifbar. Wäre JCVD nicht so ausgezeichnet konzipiert gewesen, hätte es auch das Ende von Van Damme sein können – zumindest im Filmgeschäft. So feiert er noch einmal ein Comeback und man kann es ihm auf jeden Fall gönnen. Die Verpackung im aufklappbaren Mediabook kann sich genauso sehen lassen wie das Bonusmaterial. Übrigens ist bei der Erstauflage kein FSK-Logo auf der Verpackung zu sehen. Der Audiokommentar vom Regisseur ist genauso interessant wie die Teaser zum Film auf der ersten DVD. Auf der zweiten DVD wäre „Ein Tag mit JCVD“ (ca. 53 min.) zu erwähnen, sowie das 37-minütige Making of. Ein außergewöhnlicher und mehr als überzeugender Film – einfach ein Jean-Claude ver-dammt guter Film!
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