Haze

Wem der Regisseur Shinya Tsukamoto bekannt ist, der wird wohl einige seiner Filme wie Tetsuo – The Iron Man, Tokyo Fist oder Vital gesehen haben. Allen anderen, die noch keines seiner Werke gesehen haben, sei gesagt, dass seine Filme sehr experimentell sind. Ein gutes Beispiel stellt sein Film Haze dar.

Ein Mann wacht ohne Erinnerungen und verletzt in einem Betonlabyrinth auf, in dem er sich kaum bewegen kann, geschweige denn Aufrecht laufen. Schritt für Schritt bzw. Zentimeter für Zentimeter arbeitet er sich vorwärts in der Hoffnung den Ausgang zu erreichen, muss aber immer wieder feststellen, dass er statt einen Ausweg zu finden sich immer wieder weiteren Fallen und Gefahren stellen muss. Als er Zeuge einer Hinrichtung wird und kurz darauf eine Frau im Labyrinth trifft, steigt in ihm die Hoffnung Erklärungen für all das zu bekommen. Doch diese Hoffnung ist nicht von Dauer, denn die Frau kann sich ebenso wenig erinnern wie der Mann selbst…

Haze schafft es vor allem in der ersten Hälfte der 46-minütigen Laufzeit den Zuschauer zu fesseln und ein intensives Gefühl der Angst und Panik zu erzeugen. Man wird von der verzweifelten Situation des Protagonisten ergriffen und bekommt selbst Panikattacken und schweißnasse Hände. Das ist die ganz große Stärke des Films, nämlich dieses Gefühl der Klaustrophobie zu erzeugen. Falls man einen Lehrfilm zu diesem Thema sucht, eignet sich Haze ganz besonders. Nachdem der Zuschauer nun die ersten 20 Minuten mit der Hauptfigur (im wahrsten Sinne des Wortes) gelitten hat, keimt der leise Wunsch nach Aufklärung auf. Die scheint in Form einer weiteren Person, die auch im Labyrinth festsitzt, erfüllt zu werden. Die Person trägt aber nicht wirklich zur Aufklärung bei und beide machen sich schließlich auf den Weg, einen Ausgang zu werden. Spätestens mit dem Auftauchen der Frau im Film nimmt die Spannung rapide ab. Der Schluss ist dann schließlich etwas enttäuschend und verwirrend. Der Regisseur spricht in diesem Fall von einem „intuitiven Begreifen“, die der Zuschauer wahrnehmen sollte. Das bedeutet also: Viel Platz für Spekulationen und Interpretationen.

Shinya Tsukamoto übernahm für Haze die gesamte Produktion des Films. Vom Drehbuch, über die Regiearbeit, die Hauptrolle und selbst den Kulissenbau. Gefilmt wurde mit einer Digitalkamera, die das Bild „amateurhaft“ wirken ließ, die Bildqualität senkte, aber die Atmosphäre umso betonte. Vielleicht kann man es als „Blair-Witch-Effekt“ bezeichnen. Die Musik, ein wichtiger Faktor in Tsukamotos Filmen und in Haze eher spärlich eingesetzt, ist sehr eindringlich und erfüllt so ihren Zweck. Die Verpackung ist rem-typisch in einem Digipak im Pappschuber mit Poster. Dazu kommt noch ein Bonusmaterial mit einer Laufzeit von über einer Stunde (ca. 61 min.). Shinya Tsukamoto-Fans werden wissen, was sie an diesem Film haben. Alle anderen werden Haze entweder verfluchen oder selbst zu Tsukamoto-Fans werden. Mich persönlich hat der Film (fast) überzeugt. Nur das Ende ist für meinen Geschmack etwas zu schwammig. Dafür erlebt man wirklich intensive Momente zu Beginn des Films.

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