Diese DVD-Collection des sowjetischen Filmregisseurs fasst fünf seiner insgesamt sieben Spielfilme zusammen und bietet dem jeweiligen Filmliebhaber jenseits des Mainstream-Kinos interessante Werke, die mindestens genauso schwer zu schauen sind, wie sie zu machen.
IWANS KINDHEIT
Der zwölfjährige Iwan Bondarow arbeitet als Aufklärer im 2. Weltkrieg für die Rote Armee. Seine gesamte Familie verlor er im Krieg, so dass seine Handlungen nur noch von Rache beherrscht werden. Selbst die Möglichkeit eine Schule zu besuchen schlägt er aus, nachdem ihm sein Vorgesetzter den Vorschlag macht. Doch bei all seiner Wut bleibt eine Tatsache deutlich, nämlich dass Iwan noch ein Kind ist, das nie wirklich eine Chance auf eine sorglose Kindheit gehabt hatte. Dies äußert sich in Tagträumen und Rückblenden an die schönen und kurzen Momente des Glücks, bevor der Krieg ihm alles nahm.
Andrej Tarkowskij lieferte mit seinem Debütfilm einen ergreifenden Antikriegsfilm ab, in dem es weniger um den Krieg an sich geht als vielmehr um die Opfer, die solcher hervorbringt. Hier eindrucksvoll am Beispiel eines zwölfjährigen Jungen dargestellt.
ANDREJ RUBLJOW
Das epische Werk Andrej Rubljow erzählt das Leben des gleichnamigen berühmten Ikonenmalers. Kapitelweise werden bestimmte Lebensabschnitte des Künstlers dargestellt. Dabei wird dem Zuschauer ein Bild Russlands des späten Mittelalters offenbart, das von Kriegen, Verzweiflung und Glauben beherrscht wurde. Dabei muss Andrej Rubljow selbst Schicksalsschläge hinnehmen bis er aus Protest und Verzweiflung ein Schweigegelübde ablegt und aufhört zu malen. Erst als er einen jungen Glockenbauer trifft, dessen Part eine beträchtliche Länge des Films beansprucht, entfacht in ihm ein neuer Lebensmut.
Andrej Rubljow ist sehr historisch und religiös aufgebaut. Auch die Spielfilmlänge von knapp drei Stunden kann den Film für den Zuschauer ziemlich zäh und mitunter anstrengend machen. Wer sich für die russische Geschichte, speziell des 15. Jahrhunderts interessiert, wird an diesem Film seine Freude haben.
SOLARIS
Die Menschheit hatte vor Jahrzehnten einen neuen Planeten entdeckt, den sie Solaris nannten. Seit seiner Entdeckung beschäftigen sich alle möglichen Wissenschaftler mit ihm, um seine Geheimnisse und möglichen Vorteile für die Menschheit zu erforschen. Doch gibt es momentan Probleme mit der aktuellen Crew, die sich auf Solaris befindet und der Psychologe Kris Kelvin wird zum Planeten geschickt, um die merkwürdigen Ereignisse aufzuklären. Was sich ihm nach seiner Ankunft auf Solaris offenbart, lässt Kelvin an seinem Verstand zweifeln.
Solaris basiert auf dem gleichnamigen Buch von Stanislaw Lem und ist kein herkömmlicher Science-Fiction-Film, sondern eher Philosophie in der Verpackung von Science-Fiction. Die Begriffe Idealisierung und Materialisierung treten im Film stärker hervor als im Buch, wo es meiner Auffassung nach mehr um die Kritik am Menschen geht, der versucht alles zu verstehen und zu begreifen und beim Planeten Solaris an seine Grenzen stößt. Auch ist der Vater-Sohn-Konflikt des Films unverkennbar.
DER SPIEGEL
Dieser stark autobiographisch orientierte Film handelt von einem Mann, der über sein Leben nachdenkt. Dabei bekommt der Zuschauer den Charakter nie zu Gesicht, sondern hört seine Erzählerstimme oder sieht seine Kindheitserinnerungen. Der Spiegel ist schwer zu durchschauen, da er von Zeitsprüngen und von der komplexen Struktur beherrscht wird. Was aber jedem Zuschauer auffallen wird, sind die tollen Kameraeinstellungen. Auch wenn ich den Film nicht so richtig verstanden habe, so hat mich die Art des Films doch irgendwie überzeugt.
STALKER
Vor Jahren traf ein Komet (oder ähnliches) die Erde und dort, wo er einschlug, befindet sich die so genannte Zone, die von der Regierung abgesperrt wurde, da dort alle physikalischen Gesetze scheinbar außer Kraft gesetzt wurden. Der Stalker, eine Art Pfadfinder für die Zone, führt nun einen Schriftsteller und einen Wissenschaftler in die Zone, in deren Inneren sich gerüchteweise die geheimsten Wünsche erfüllen lassen.
Stalker basiert nicht wirklich auf dem Buch Picknick am Wegesrand von den Strugatzki-Brüdern, sondern nimmt nur ein Motiv des Buches heraus und behandelt es sehr ausführlich. Nichtsdestotrotz ist das Buch zu empfehlen. Mit poetischen Bildern und teils philosophischen Dialogen werden die Ansichten der drei Protagonisten reflektiert. Dabei wird vom Zuschauer viel Geduld abverlangt. Lässt man sich darauf ein, so wirkt der Film fast schon hypnotisch.
Es ist nicht leicht, diese DVD-Collection neutral und objektiv zu bewerten. Es sei nur soviel gesagt, dass die Filme alles andere als alltäglich sind und philosophische Ansätze mit Filmtechnik kombinieren. Die DVD-Umsetzung ist im Großen und Ganzen gut gelungen. Die Verpackung im schicken Pappschuber wirkt sehr ansprechend. Zudem gibt es noch ein Booklet. Das gesamte Bonus-Material beläuft sich auf ca. 63 min. mit zusätzlichen Texttafeln zur Biografie/ Filmografie des Regisseurs, sowie Bilder-Galerien. Ich denke, dass man nicht mehr erwarten darf. Die DVD-Qualität von Iwans Kindheit ist wirklich mies. Denn fast die ganze Zeit des Films (in dunklen Szenen) befindet sich eine schwarze Stelle mitten im Bild. Auch wenn die Filme teilweise über 40 Jahre alt sind und ich keine hohen Erwartungen ans Bild hatte, ist diese Tatsache doch ärgerlich. Bei Stalker hat mich der Ton nicht überzeugt, der ziemlich undeutlich aus den Boxen kam. Ansonsten kann ich diese Box mit den ersten fünf Filmen von Andrej Tarkowskij denjenigen empfehlen, die wissen, was auf sie zukommt.
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